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Beer, Joseph

Joseph Beer wurde 1908 in Gródek bei Lemberg/Lwów geboren. Nach dem Studienabschluss an der Wiener Staatsakademie wurde er Dirigent der dortigen Ballettklasse, mit der er Tourneen durch Österreich und Palästina unternahm. Ermutigt durch einen Künstler, den er auf diesen Reisen traf, spielte er einige seiner Kompositionen dem berühmten Librettisten Fritz Löhner-Beda vor, welcher so beeindruckt war, dass er Beers Agent wurde. Das erste Werk ihrer Zusammenarbeit war gleichzeitig Beers erste Operette "Der Prinz von Schiras", die 1934 am Opernhaus Zürich uraufgeführt wurde und daraufhin in Europa und Südamerika auf Tournee ging. Nur wenige Monate vorher war "Giuditta", das letzte Werk des beinahe 40 Jahre älteren Franz Lehár, an der Wiener Staatsoper uraufgeführt worden – der krönende Abschluss einer Operettenepoche, die sich dem Ende zuneigte. Die Zeit war also reif für einen Generationswechsel. Dem großen Hoffnungsträger, Joseph Beer, stand mit seiner zweiten Operette Polnische Hochzeit der Durchbruch bevor. Tatsächlich ging mit der Uraufführung, im April 1937 am Zürcher Opernhaus, die Polnische Hochzeit sprichwörtlich durch die Decke und wurde in den nächsten elf Monaten international auf rund 40 Bühnen in acht Sprachen gezeigt. Doch der Einmarsch Deutscher Truppen bereitete Beers Erfolg und den Hoffnungen für die Zukunft der Operette ein jähes Ende. Bereits 1938 wurde der Name des Juden Joseph Beer von den Theaterprogrammen gestrichen und statt in die Fußstapfen seiner großen Vorbilder zu treten, trat Beer die Reise ins französische Exil an.

Anfang der 1950er-Jahre heiratete er die deutsche Holocaust-Überlebende Hanna Königsberg und lebte mit ihr und den zwei gemeinsamen Töchtern zurückgezogen in Nizza. Er nahm das Studium der Musikwissenschaft an der Pariser Sorbonne wieder auf, das er vor dem Krieg begonnen hatte. Erst im Alter schrieb Beer wieder für die Bühne, zwei Singspiele: 1977 "La Polonaise" über Napoleons Affäre mit der polnischen Gräfin Maria Walewska und zehn Jahre später "Mitternachtssonne" über ein von Fabelwesen bewohntes Norwegen der 1930er Jahre – vielleicht eine Geste der Dankbarkeit an ganz Skandinavien. Denn dort war seine Polnische Hochzeit unter dem Titel "Masurkka" längst ins Operettenrepertoire eingegangen und wurde bis zu Beers Tod im Jahre 1987 immer wieder gespielt.