24.04.2024
Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG
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Aymé, Marcel |
Marcel Aymé wurde am 29. März 1902 in Joigny geboren. Seine Kindheit
verbrachte er in einfachen Verhältnissen (sein Vater war von Beruf
Schmied) auf dem Lande. Nachdem er seinen Wehrdienst in Deutschland
absolviert hatte, ging er 1925 nach Paris, um Medizin zu studieren.
Allerdings verlor er ziemlich schnell das Interesse. Er brach das
Studium ab und hielt sich mit mehreren kleinen Jobs über Wasser, unter
anderem arbeitete er als Versicherungsvertreter, Maurer, Maler,
Journalist, Bankbeamter und Filmstatist.
Nach dem Erfolg seines Romans "Die grüne Stute" (La jument verte,
1933), einer schwarzen Satire über Sexualität, widmete er sich voll und
ganz der Literatur.
Das Werk von Aymé zeichnet sich aus durch einen skurrilen Realismus,
gewürzt mit einer Prise Humor und Ironie, wobei typische
Stadt-Land-Begebenheiten häufig den Hintergrund bildeten.
Marcel Aymé starb am 15. Oktober 1967 in Paris.
(Les oiseaux de lune)
Komödie
Neu übersetzt und eingerichtet von Hanno Lunin
7D, 13H, Nebendarsteller
In einem mühselig am Leben erhaltenen Schülerinternat steht der junge und phantasiebegabte Valentin inmitten einer kümmerlich freudlosen Menschenwelt.
Egoismus und Bosheit, Geldgier und Geiz, Gefallsucht und unbeherrschte Triebhaftigkeit, Verlogenheit und Eifersucht kennzeichnen das Leben der ihm anverwandten Direktoratsfamilie; Chabert und Valentin selbst sind glücklos verheiratet, ihre Ehen eine sinnlose Formalität: Eltern und Kinder stehen auf Kriegsfuß; der alte Chabert leidet unter den Qualen der Arbeit, seine Tochter Elisa an ihrer Häßlichkeit, seine Schwiegersöhne sind berufliche Taugenichtse, die nur ein Übermaß an unerwünschten Kindern in die Welt zu setzen wissen, wähend seine Frau ihr unerfülltes Leben durch den Luxus auffälliger Hüte und amouröser Eskapaden aufzuwerten trachtet.
Armut und Streit in der Familie der Schulleitung werden durch Aufsässigkeit Dummheit und Triebhaftigkeit der Schüler, durch Grausamkeit und liederlichen Lebenswandel ihrer Eltern unerfreulich interpunktiert.
Angesichts dieses ingesamt wenig menschenwürdigen Daseins entschließt sich Valentin, die Menschheit ringsumher zu Vögeln zu verwandeln, was er bezeichnenderweise eine "geistige Operation", also keine Zauberei, kein Trickspiel, nennt.
So verzaubert Valentin kurzentschlossen und ohne viel Federlesens alle, die ihn "genieren(!)", wie er es nennt. Den lüsternen Mathematiklehrer Bobignot, die unzüchtigen und unbegabten Schüler Duperrier und Arbelin, die arretierungswütigen und "groben" Inspektoren Malfrin und Grindet, den sadistischen Papa Périsson, die humorlos bürokratischen Vertreter der Schulbehörde und schließlich fast alle Menschen um ihn herum.
Die Verwandelten erweisen sich jedoch keineswegs als ausgestoßen und einem bösen Fluch verfallen, sondern als befreit und beglückt. Schließlich bezeugen auch die bei Neumond wieder zu Menschen werdenden Mondvögel selbst die höhere sittliche Qualität ihres Vogeldaseins, denn sie haben den Blick für das Wesentliche endlich gewonnen...