23.04.2024
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Dürrenmatt, Friedrich |
Friedrich Dürrenmatt zählt mit seinen nahezu 30 Stücken zu den bedeutendsten Schweizer
Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Vor allem in den 50er und 60er Jahren
feierte er mit Stücken wie Der Besuch der alten Dame oder Die Physiker
Triumphe. Daneben entstanden zahlreiche theatertheoretische Schriften
und ein beachtliches erzählerisches, häufig in Justiz- und
Kriminalmilieu angesiedeltes Werk.
Der als Sohn eines protestantischen Pfarrers 1921 in
Konolfingen bei Bern geborene Dürrenmatt studierte zunächst
Germanistik, Philosophie und Naturwissenschaften und wollte Maler
werden ehe er sich 1945 endgültig dem Schreiben zuwandte. Interesse für
aktuelle gesellschaftspolitische Fragen wie die
Wirtschaftswundermentalität oder das atomare Wettrüsten prägte sein
Werk trotz mythologischer und historischer Stoffe bis ins hohe Alter,
wobei ihn seine pessimistische Weltsicht an der Veränderbarkeit der
Verhältnisse eher zweifeln ließ. So bleibt seines Erachtens nach nur
die Komödie mit all ihren Zufälligkeiten und Verzerrungen die einzig
vertretbare Form der Darstellung einer undurchschaubaren Welt, in der
das Individuum seine Machtlosigkeit erlebt.
Nachdem zwischen 1952 und 1962 seine wichtigsten Dramen
entstanden waren, war Dürrenmatt danach als Regisseur und
Direktionsmitglied am Basler Theater (1967 – '69) und als Berater des
Zürcher Schauspielhauses (1970 – '72) tätig und bearbeitete Stücke u.a.
von Shakespeare, Lessing, Büchner und Strindberg.
Ende der 80er Jahre zog sich Dürrenmatt nach heftiger kulturpolitischer Polemik vom Theater zurück.
Wenige Jahre später starb er am 14. Dezember 1990 in Neuenburg.
Ein Kurs für Zeitgenossen
2H
UA: July 1952, Münchner Kammerspiele München
Dieses dritte Hörspiel von Dürrenmatt entstand zu Beginn der 50er Jahre und wurde an den Münchner Kammerspielen erstmals auf die Bühne gebracht. Die religiöse Parabel über das Annehmen eines ungerechten oder unverständlichen Urteils ist eine frühe Formulierung dessen, was Dürrenmatt zum Ende seines Lebens formulierte: "Der Tod ist das Ende aller Rebellion."
Der Henker taucht mitten in der Nacht bei einem vom totalitären Staat geächteten Schriftsteller auf, mit Mordauftrag, versteht sich. Der Schriftsteller, vom Ministerpräsidenten verunglimpft und seitdem von Freunden gemieden, hat ihn bereits erwartet. Er tritt ihm unerschrocken und mit Verachtung entgegen. Es entsteht ein Dialog, in dem der Henker von seinen Erfahrungen berichtet und erzählt, mit welch unterschiedlichen Haltungen die Menschen unter seinem Messer sterben. Diejenigen, die in Demut sterben, die sich nicht auflehnen, besitzen eine Kraft, der die Tyrannei des Todes nichts anhaben kann. Es sind jene Menschen, die wissen, dass ihre Ideen und Ideale größer sind. Wer für eine Idee gelebt hat, braucht sich vor dem Tod nicht zu fürchten.