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Foto: Sofia Runarsdotter
Minna berichtet Jon vom tragischen Tod ihres Sohnes Sackarias. Sie möchte unbedingt, dass Jon zur Trauerfeier kommt, denn er war doch Sackarias' engster Freund, damals, in der Schule. Es gibt nur ein Problem: Jon kennt Sackarias nicht. Aber das verschweigt er. Er sagt zu. Und beginnt, in seinen Erinnerungen nach Sackarias zu graben. Sackarias’ Schwester Lethe hat dagegen sehr klare Bilder von der gemeinsamen Zeit mit ihrem geliebten Bruder. Aber: Dieses eine traumatische Erlebnis, das Lethes Leben bis heute prägt, hat so angeblich nie stattgefunden. Bei der Trauerfeier spitzt sich das Verwirrspiel zu. Im kleinen familiären Kreis wird die Rekonstruktion der Vergangenheit zum tragikomischen Kampf um Wahrheit, Liebe und einstmalige Gewissheiten. Und mittendrin sitzt Jon, der sich mehr und mehr einfühlt in die Rolle des vermeintlich besten Freundes des Verstorbenen.
Können wir unseren Erinnerungen vertrauen? Beim Leichenschmaus des Verstorbenen erinnern die Figuren aneinander vorbei. Momente einer mutmaßlich gemeinsamen Vergangenheit blitzen gespenstergleich auf und verflüchtigen sich bei näherem Hinsehen. Dabei suchen sie im Erinnern nach nichts geringerem als einem übergreifenden Sinn, nach Schicksal und Identität. Was hat Bestand, wenn wir uns der Bilder unserer Vergangenheit nicht sicher sein können?
Leichenschmaus
(Minnesstund)
Deutsch von Jana Hallberg
3D, 3H
frei zur DSE
03.04.2017
Stücke zu dieser Nachricht:
Leichenschmaus
Autoren zu dieser Nachricht:
Leiva Wenger, Alejandro