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Mariä Verkündigung

(L´annonce faite à Marie)
von Paul Claudel
Geistliches Spiel in vier Akten und einem Prolog

Deutsch von Hans Urs von Balthasar unter Beifügung der neuen Variante für die Bühne
3D, 6H, Nebendarsteller

UA: 24.12.1912, Théâtre de l'Œuvre, Paris
DSE: 03.10.1913, Festspielhaus Hellerau, Dresden
UA: 1948, Théâtre Hébertot, Paris (letzte Fassung)
DSE: 14.10.1967, Schauspielhaus, Düsseldorf (letzte Fassung)

Im historischen Rahmen des Auftretens der Heiligen Johanna entwickelt sich ein geistliches Spiel im fränkischen Mittelalter.
Ein schwergläubiger Gutsherr hat zwei ungleiche Töchter: die gottesfürchtige Violaine und die sinnliche, etwas hexenhafte Mara. Violaine wird durch einen Kuss des Dombaumeisters Pierre, dessen Sünde es war, das reine Mädchen einst in einer Aufwallung zu begehren, mit Lepra angesteckt. Damit nimmt sie das Leiden auf sich, verliert ihren Verlobten Jacques an ihre krankhaft eifersüchtige Schwester, zieht sich in eine Höhle in felsiger Einöde zurück und wird schließlich im Zuge des Krankheitsverlaufes des Augenlichts beraubt.

Acht Jahre später: Mara kommt während der Weihnachtsvigil, in der Jeanne d’Arc König Karl zur Krönung führt, zu Violaine und bringt ihr verzweifelt ihr totes Kind. Sie fleht ihre Schwester an, eine Wunderheilung am Leichnam zu vollziehen, doch Violaine weist dieses Sakrileg zurück.
Festliche Fanfaren kündigen die königliche Krönung an. Kirchenglocken feiern die Geburt Christi. Violaine bittet Mara, ihr aus der Weihnachtsliturgie vorzulesen. Es vollzieht sich die Vereinigung der Transzendenz mit der Diesseitswelt: Das tote Kind erwacht neu geboren mit den blauen Augen Violaines und einem Tropfen Muttermilch auf den Lippen. In einem Anfall von Eifersucht verübt Mara einen Mordversuch. Die sterbende Violaine wird gefunden und in das Elternhaus gebracht.

Die Offenbarung naht: In Violaines Willen, dem Herrn zu dienen, erkennt der Vater das Geheimnis der Lehre Christi; Pierre wird geheilt, weil Violaine seine Sünde auf sich nahm; Jacques erkennt die Zusammenhänge der Geschehnisse und bittet die Sterbende um Vergebung; einzig Mara verbleibt in Gottesferne.