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Shining City

von Conor McPherson

Deutsch von Peter Torberg
1D, 3H

UA: 09.06.2004, Royal Court Theatre, London
DSE: 16.09.2005, Städtische Bühnen, Osnabrück

Eine neu eingerichtete Therapie-Praxis in einem alten Dubliner Stadthaus. Ian, ein ehemaliger Priester, empfängt einen neuen Patienten: John, einen 54-jährigen Kleinunternehmer. Dieser sucht Hilfe, weil er den Geist seiner Frau gesehen hat, die vier Monate zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. John wagt seitdem nicht mehr, das ehemals gemeinsame Haus zu betreten, leidet unter Schlafstörungen und ist voller Schuldgefühle: Kurz vor dem Tod seiner Frau hat er versucht, eine Affäre zu beginnen – ein Unterfangen, das zwar von vornherein zum Scheitern verurteilt war, ihm aber dennoch keine Ruhe mehr lässt.

Ian vermag nicht recht, auf die Nöte des verzweifelten Mannes einzugehen, hat er doch gerade genug eigene Probleme: Er ist im Begriff, sich von der Mutter seines Kindes zu trennen, weil er sie nicht mehr liebt und beginnt, seinen lang unterdrückten homosexuellen Bedürfnissen nachzugeben.

Was als ungewöhnliche Begegnung zweier unterschiedlicher Menschen beginnt, entwickelt sich für beide schnell zu einem verzweifelten Kampf zwischen der Zukunft und der Vergangenheit, zwischen Lebenslüge und schmerzlicher Wahrheit, zwischen Leben und Tod – ein Kampf, der John und Ian für den Rest ihres Lebens prägen wird.

Conor McPherson hat mit Shining City ein beeindruckendes, neues Theaterstück geschrieben, das nicht zuletzt sprachlich überzeugt: In mehrfach gebrochenen Dialogen und Monologen unterstreicht McPherson zum einen das zentrale Thema gestörter Kommunikation, zum anderen liefert er ein faszinierendes und vielschichtiges Porträt zweier Menschen, die jeder für sich mit ihrem alten Leben brechen und ein neues beginnen müssen, um zu überleben. Obwohl beide ratlos scheinen, helfen sie sich dennoch gegenseitig, ohne es wirklich zu bemerken, und ermöglichen so dem jeweils anderen den Neubeginn.