19.03.2024
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Claudel, Paul |
Charles-Louis Philippe stellt ihn an dichterischer Größe neben Dante,
Stefan Zweig sieht in seinen Dramen Seelenzustände von so brennender
Glut, dass alles Irdische, Kostüm und Zeit, in ihnen verflackert, und
Eugène Ionesco verehrt ihn als den größten Dichter des 20.
Jahrhunderts: Paul Claudel (1868 - 1955).
Claudel entstammt dem Bürgertum der Champagne. Nach seiner Schulausbildung in Paris studiert er Jura und Politik.
Seine frühen dramatischen Anfänge sind beeinflusst von den Werken Arthur Rimbauds, seine späteren Werke geprägt durch seinen katholischen Glauben – einen sehr weit gefassten Glauben: "Katholisch heißt universal" (Claudel, 1953).
1893 erhält er seinen ersten diplomatischen Posten in New York. Eine Karriere als Botschafter und Konsul u.a. im Fernen Osten, den USA, Lateinamerika und Deutschland schließt sich an.
Seinen ersten Dramenerfolg hat Claudel mit dem Stück Mariä Verkündigung (UA 1912). Mittagswende (1905)
zeigt erstmals seine zentrale Thematik, den Konflikt zwischen irdischer Liebe und göttlicher Berufung. Höhepunkt seines Schaffens ist das monumentale Werk Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu (UA 1943), ein Gesamtkunstwerk, das die Grenzen des Dramas sprengt.
Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Claudel auf dem Schloss Brangues. Dort überarbeitet er frühere Werke und schreibt seine großen Bibelkommentare. 1955 stirbt Claudel im Alter von 86 Jahren in Paris.
Wie aktuell Paul Claudels Werk auf den Theaterbühnen noch immer ist,
zeigte sich insbesondere in den letzten Jahren, in denen zahlreiche
seiner Theaterstücke wieder aufgeführt wurden: So erhielt Der seidene Schuh am Theater Basel
in einer Inszenierung von Stefan Bachmann von Publikum wie Kritik
gleichsam positive Resonanz; erstmals war hier das Werk auch in der Neuübersetzung durch den Schweizer Autor Herbert Meier zu sehen. 2004 wurde Claudels Mittagswende an den Münchner Kammerspielen inszeniert; die Produktion wurde zum Berliner Theatertreffen 2005 als eine von zehn herausragenden Inszenierungen eingeladen.
Im Frühjahr 2007 inszeniert Stefan Bachmann am Maxim Gorki Theater Berlin die Claudel Trilogie, erstmals in der Neu-Übersetzung von Herbert Meier.
(L´otage)
Drama in drei Akten
Neu-Übersetzung 2004
(ehemals "Der Bürge")
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier Haas
1D, 4H
DSE: 17.06.1927, Nationaltheater Mannheim
Im Jahre 1812 flieht Georges de Coûfontaine, neben
seiner Cousine Sygne der letzte Überlebende eines
französischen Adelsgeschlechts, mit Papst Pius VII,
den er aus Napoleons Gefangenschaft befreit hat,
nach Lothringen auf den Familienbesitz, eine alte
Zisterzienser-Abtei, die Sygne über viele Jahre mühsam
wiederaufgebaut hat. Georges erhofft sich politische
Konsequenzen, Sygne geht es allein aus religiösen
Beweggründen um die Rettung des Papstes.
Turelure, der unter Napoleon hochgekommene
Sohn von Sygnes Magd, erfährt von der Sache und
schlägt Sygne einen Handel vor: Heiratet sie ihn,
verrät er weder den Papst noch Georges an die
Armee. Sygne bricht den Liebesschwur mit ihrem
Cousin und opfert ihr Leben. Der Papst wird zwar
freigelassen, aber die Feudalwelt ist dem Untergang
geweiht. Der Emporkömmling Turelure eignet sich
Titel und Besitz der Coûfontaines an.
Sygnes Tod bleibt rätselhaft. Sie wirft sich bei einem
Schusswechsel zwischen Turelure und Coûfontaine
und stirbt in der Folge. Bedeutet ihr Tod
ein weiteres Selbstopfer, einen Selbstmord, einen
Liebestod? Sie liebt Coûfontaine und hofft auf eine
Hochzeit im Jenseits, da sich ihre Liebe hier nicht
erfüllen kann. Das Kind, das sie Turelure geboren
hat, will sie nicht mehr sehen; auch die Frage nach
einem Priester beantwortet sie mit Schweigen. Ihr
Schweigen ist ein Nein zu den Mächten dieser Welt
und zugleich ein Sieg über sie.
Die Geisel zeigt eine von Männern bezielte Selbstvernichtung
einer Frau. Sygne wird zum skandalösen
Zeichen. Ihr "Opfer" bleibt, wie Claudel sagt,
"in der Schwebe".
Dieses Stück ist Teil von:
Claudel Trilogie
Neu-Übersetzungen 2004
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas
3D, 6H
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Weitere Stücke der Claudel-Trilogie:
Der Erniedrigte
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas
Das harte Brot
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas