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Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg 2024
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Schauspiel: Monologe am Puls der Zeit
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Nominiert für den Heidelberger Stückemarkt 2024: Arad Dabiri mit "DRUCK!"
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UA: "Die Königinnen" am Landestheater Linz
Am 10.02.2024 feierte Die Königinnen von Thomas Zaufke (Musik) und Henry...

Junges Theater: Monologe für die Bühne und das Klassenzimmer
Im März stellen wir Monologe vor, die sich thematisch und formal sowohl für...

Oscar-Nominierung für "Das Lehrerzimmer" von Ilker Çatak und Johannes Duncker
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"Buddeln" von Clara Leinemann gewinnt Kinder- und Jugenddramatiker:innen Preis
Am 25.02.2024 wurden in Duisburg im Rahmen des Festivals "Kaas & Kappes" die...

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Rieke Süßkow beim Theatertreffen 2024
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Bild von Paul ClaudelClaudel, Paul

Charles-Louis Philippe stellt ihn an dichterischer Größe neben Dante, Stefan Zweig sieht in seinen Dramen Seelenzustände von so brennender Glut, dass alles Irdische, Kostüm und Zeit, in ihnen verflackert, und Eugène Ionesco verehrt ihn als den größten Dichter des 20. Jahrhunderts: Paul Claudel (1868 - 1955).

Claudel entstammt dem Bürgertum der Champagne. Nach seiner Schulausbildung in Paris studiert er Jura und Politik. Seine frühen dramatischen Anfänge sind beeinflusst von den Werken Arthur Rimbauds, seine späteren Werke geprägt durch seinen katholischen Glauben – einen sehr weit gefassten Glauben: "Katholisch heißt universal" (Claudel, 1953).

1893 erhält er seinen ersten diplomatischen Posten in New York. Eine Karriere als Botschafter und Konsul u.a. im Fernen Osten, den USA, Lateinamerika und Deutschland schließt sich an.

Seinen ersten Dramenerfolg hat Claudel mit dem Stück Mariä Verkündigung (UA 1912). Mittagswende (1905) zeigt erstmals seine zentrale Thematik, den Konflikt zwischen irdischer Liebe und göttlicher Berufung. Höhepunkt seines Schaffens ist das monumentale Werk Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu (UA 1943), ein Gesamtkunstwerk, das die Grenzen des Dramas sprengt.

Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Claudel auf dem Schloss Brangues. Dort überarbeitet er frühere Werke und schreibt seine großen Bibelkommentare. 1955 stirbt Claudel im Alter von 86 Jahren in Paris.

Wie aktuell Paul Claudels Werk auf den Theaterbühnen noch immer ist, zeigte sich insbesondere in den letzten Jahren, in denen zahlreiche seiner Theaterstücke wieder aufgeführt wurden: So erhielt Der seidene Schuh am Theater Basel in einer Inszenierung von Stefan Bachmann von Publikum wie Kritik gleichsam positive Resonanz; erstmals war hier das Werk auch in der Neuübersetzung durch den Schweizer Autor Herbert Meier zu sehen. 2004 wurde Claudels Mittagswende an den Münchner Kammerspielen inszeniert; die Produktion wurde zum Berliner Theatertreffen 2005 als eine von zehn herausragenden Inszenierungen eingeladen.

Im Frühjahr 2007 inszeniert Stefan Bachmann am Maxim Gorki Theater Berlin die Claudel Trilogie, erstmals in der Neu-Übersetzung von Herbert Meier.

 

Der Erniedrigte

(Le père humilié)
Stück in vier Akten
Neu-Übersetzung 2004
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas
3D, 6H
UA: 26.11.1928, Staatliches Schauspielhaus Dresden

Der Stücktitel spielt auf die Figur des Papstes an, der in der Folge der Befreiungskriege Garibaldis den Kirchenstaat verloren hat. In einer Szene im klösterlichen Kreuzgang versucht ein junger Franziskanermönch, ihn dazu zu bewegen, auf die Macht zu verzichten und in franziskanischer Demut zu leben. Claudels Päpste sind allemal Erniedrigte, ihrer Macht Beraubte. In der Geisel ist der Papst eine Geisel Napoleons, im Erniedrigten erlebt er den Verlust seiner weltlichen Herrschaft.

Die Hauptfigur des Stückes aber ist die Halbjüdin Pensée de Coûfontaine, die Tochter Louis Turelures und Sichels. Das Stück beginnt mit einem Maskenfest in den römischen Gärten des Fürsten Wronsky, der am folgenden Tag enteignet werden soll. Pensée, sie ist von Geburt an blind, liebt den jungen Offizier Orian. Er aber möchte sie seinem Zwillingsbruder Orso überlassen, der Pensée ebenso liebt. In einer der großen Szenen des Stückes geleitet Pensée, ihre Blindheit verbergend, Orian mit geschlossenen Augen durch die abendlichen Gärten. Nach seinem Liebesgeständnis gibt sie sich ihm als Blinde zu erkennen.

Orian und Orso sind Großeneffen des Papstes; ihm vertrauen sie ihr Liebesproblem an. Es führt in der Folge zum Claudelschen Paradoxon: Die Liebe als naturhaftes Begehren erfüllt sich im Verzicht. Die Unmöglichkeit der Erfüllung steigert zugleich das Begehren. Orian kann sich für Pensée nicht entscheiden. Dennoch liebt er sie in der Nacht, bevor er in den Krieg zieht. Dort fällt er. Orso kehrt aus dem Krieg zurück und bringt Pensée das Herz des Gefallenen. Er wird mit ihr die Ehe eingehen, um das Kind, das sie von Orian erwartet, gesellschaftlich zu schützen.

Pensée hat ein Doppelgesicht, wie später die große Frauenfigur Doña Proëza im Seidenen Schuh: ein erotisches und ein mystisches. Ihre Blindheit spiegelt etwas von den menschlichen Liebesbeziehungen zu Gott wider, die sich in einer "vollkommenen Nacht" vollziehen.


Dieses Stück ist Teil von:

Claudel Trilogie
Neu-Übersetzungen 2004
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas
3D, 6H


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Weitere Stücke der Claudel-Trilogie:

Die Geisel
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier Haas

Das harte Brot
Deutsch von Herbert Meier
Mitarbeit: Yvonne Meier-Haas