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My Face

von Nigel Williams

Deutsch von Klaus Chatten
4D, 4H

UA: 04.07.2008, Thirsty Dog Theatre, London
DSE: 13.04.2012, Landestheater Württemberg-Hohenzollern, Tübingen

Acht Jugendliche zwischen den Welten, der virtuellen Welt der Internetplattform „My Face“ und der realen, bei der gilt: je virtueller, desto realer. Bis sie sich auf einer „My Face-Party“ leibhaftig gegenüberstehen und die virtuellen Masken fallen lassen, die wahren Gesichter zeigen. Nigel Williams konfrontiert seine halbstarken Computerjunkies mit dem Versuch, Kommunikation von Angesicht zu Angesicht durchzuexerzieren, was sämtliche virtuellen Erwartungen und Selbstverständlichkeiten kräftig durcheinander schleudert.

Susie ist der Mittelpunkt von My Face, sie handelt mit Freundesanfragen, lehnt jene ab, die sie nicht brauchen kann und akzeptiert die, mit denen sie noch etwas besser dasteht. Auf einer Party, zu der sie ihre virtuellen Freunde lädt, will sie nicht nur ihre große My Face-Liebe Dave treffen, sondern auch euphorischen Verkupplungsplänen nachkommen. Ihre beste Freundin Lou sieht sie an Sams Seite. Doch die komplexbeladene Schöne und der schüchterne Brillenträger möchten nicht so recht zueinanderfinden. Denn Emma taucht auf. Ebenfalls Brillenträgerin und der Musik der Renaissance verfallende Außenseiterin. Lou orientiert sich schnell anderweitig an Susies Bruder Pete, was Susie in Entsetzen geraten lässt. In so großes, dass sie für Mark, der in sie verliebt ist, keine Augen haben mag. Der Computerprofi Mark ist Susie so hoffnungslos verfallen, dass er seinen gutaussehenden, aber auch streng orthodox und computerlos lebenden jüdischen Cousin Dave bei My Face angemeldet hat und ihn unter dem Vorwand, es handle sich beim Teenietreffen um eine Fundraising-Party für die israelische Armee, angelockt hat. Schnell geraten die Jugendlichen aneinander. Die großen Streitthemen: die Konflikte in der Liebe und im Nahen Osten. Als dann noch die muslimische Aishe in Gestalt eines Gorillakostüms auftaucht und sich der orthodoxe Dave in den Affen verliebt, wird die Veranstaltung komplett absurd. Doch am Ende scheinen vier Paare auf eine ganz vernünftige, leibhaftige Weise zusammenzufinden.

Williams entwirft eine aberwitzige Seifenoper, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Zu den Teenagerprobleme gesellt er politische, die deutlich an- und ausgesprochen werden. Die Sprache schönt nichts, ist witzig, schnell, direkt. My Face ist ein Internetstück, das sich mit ironischer Leichtigkeit zu einer liebenswerten Farce entwickelt.