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Unter jedem Dach

von Eva Rottmann

3D, 2H

UA: 03.12.2010, Theater, Heidelberg

Sehnsucht, Traum oder Realität? Christine pflegt ihre schwerkranke Mutter, kümmert sich um ihren altersschwachen Vater, um Haus und Hof der Familie. Da bleibt wenig Zeit, um sich selbst oder gar die Liebe zu finden. Doch eines Tages schläft die Mutter ein, stirbt, und Christine ist verschwunden. Als ihre Geschwister, der Musiker Max und die glücklich verlobte Lehrerin Franziska, auf dem Hof eintreffen, um die Beerdigung der Mutter zu begehen, finden sie eine sorgfältig gelistete Gebrauchsanweisung für den Vater. Unvermutet sehen sich Max und Franziska mit der Frage konfrontiert, ob sie bereit sind, ihr bisheriges Leben aufzugeben um für den eigenen Vater zu sorgen. Dieser Entscheidungszwang wirft die beiden Geschwister wie auch den Vater auf sich selbst zurück und reibt sie auch gegeneinander auf. Der Vater entwirft in seinen Tagträumen eine Utopie vom gemeinschaftlichen Leben im Landidyll, das im harten Kontrast zur Realität steht. Einer Realität, in der Max sein Geld mit Souvenirs statt mit Musik verdient und Franziska längst in Trennung lebt. Und Christine? Kann sie endlich ausgebrochen ihr Glück finden? Die Antwort darauf könnte in einer vielversprechenden Verabredung am Pariser Gare de l’Est liegen, die Christine aus ihrem Alltag lockt.

Eva Rottmann erzählt in Unter jedem Dach in kurzen, poetischen, manchmal nur sanft, aber präzise angedeuteten Szenen von der Suche nach dem Glück und der Vorstellung und Verwirklichung von Sehnsüchten. Sie lässt den Zuschauer dabei nach und nach tiefer in die Geschichte einblicken, gibt in den achronologisch angeordneten Szenen einen Einblick in den Kosmos, in dem sich ihre Figuren bewegen, und findet eine Sprache, die feinschichtig, gleichzeitig alltäglich direkt und poetisch verknappt erzählt. So entsteht ein intensives und ehrliches Porträt einer Familie. Zugleich stellt das Stück die Frage nach Lebensentwürfen und beschäftigt sich mit dem Problem, inwiefern Kinder die Verantwortung für ihre Eltern tragen müssen und wollen – in einer Gesellschaft, der die Überalterung droht und in welcher ein jeder um Selbstverwirklichung bemüht ist.