24.04.2024
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Molière |
Jean Baptiste Poquelin wurde am 15. Januar 1622 in Paris geboren. Sein
Vater, ein königlicher Hoftapezierer und Kammerdiener, war entrüstet,
als er erfuhr, dass Jean nach seinem kostspieligen Studium der
Rechtswissenschaften Komödiant werden wollte. Aus Jean-Baptiste
Poquelin wurde nun der Schauspieler Sieur de Molière. 1643 gründete er eine neue Bühne: das Illustre Théâtre. Leider konnte sich das
unbekannte Theater in Paris nicht etablieren und wurde bereits
anderthalb Jahre später wieder geschlossen. Molière zog anschließend 13
Jahre lang als Mitglied einer Wandertheatertruppe, in der er später
auch als Autor und Direktor fungierte, durch Frankreich. 1658 kehrte er mit eigenen, in der Provinz
erprobten Stücken und mit einflussreichen Verbindungen nach Paris
zurück. Es gelang ihm, bereits wenige Wochen nach seinem Eintreffen vor
König Ludwig XIV. zu spielen und dieser gewährte der Truppe die
Benutzung des Théâtre du Petit-Bourbon als Spielort. 1659 brachte
Molière Die Zierpuppen (Les précieuses ridicules) auf die Bühne. Das
Stück war ein Sensationserfolg und von nun an wurde jährlich mindestens
eine seiner Komödien uraufgeführt. Ab 1661 konnte sich Molière seiner
Stellung bei Hofe sicher sein und sich nun als Dramatiker,
Schauspieler, Regisseur und Theaterdirektor ganz der Komödie widmen.
Molières Theaterschaffen war breit gefächert: von der pointierten Farce
über die Prosakomödie bis zur Haute Comédie. Die Schule der Frauen
(L´école des femmes, 1662) gilt als das erste große tragikomische Werk
in der französischen Literatur und befasste sich ironisch-distanziert
mit der Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft und den daraus
resultierenden geschlechtsspezifischen Erziehungsrichtlinien. Seine
bedeutendsten Werke schuf Molière auf dem Feld der Charakterkomödie. In
Der Tartuffe oder Der Betrüger (Le Tartuffe ou l´imposteur, 1664,
resp. 1669) gelang ihm ein psychologisch differenziertes, zeitloses
Bild eines Heuchlers. Da die satirischen Bezüge auf Hof und Kirche
unübersehbar waren, wurde es fünf Jahre lang mit dem Verbot
öffentlicher Aufführung belegt. Der Menschenfeind (Le misanthrope,
1666) hingegen zeigte einen Mann von Prinzipien, der beständig die
Schwächen und Torheiten anderer kritisiert, in seiner Verliebtheit aber
blind für die Fehler der Angebeteten ist. Zu den bemerkenswertesten
seiner etwa 30 erhaltenen Stücke zählen Der Geizige (L´avare, 1668)
und Der eingebildete Kranke (Le malade imaginaire, 1673). In der
Uraufführung des eingebildeten Kranken spielte der Verfasser selbst die
Hauptrolle, erkrankte während der ersten Spielwoche und starb kurz
darauf am 17. Februar 1673 in Paris.
Übersetzung in gereimten Versen von Rolf Wilken
3D, 8H
Die Fahrlässigkeiten, die offenkundigen Fehler, die Eitelkeiten der Übersetzer, mit eigenem Witz sich hervorzutun, verstellen oft den Blick darauf, was wirklich bei Molière steht. Rolf Wilken bemüht sich, mit mehr Ehrfurcht vor dem Orininal an die Übertragung heranzugehen. Er meint, die wunderbar delikate Balance der Argumente sollte nicht durch eigenmächtige Akzentuierung des Übersetzers zerstört werden. Und schon gar nicht durch pointierte Szenschlüsse von eigener Erfindung, die das fein gesponnene Gewebe Molières grob zerreißen. Es gibt bei Molière nichts besserwisserisch nachzuschärfen. Das Stück inhaltlich und formal genau zu übersetzen - nicht nachzudichten oder maulflott zu paraphrasieren, ist das Ziel. Es geht darum, zu beweisen, daß das Stück auch in durchweg sauberen deutschen Alexandrinern sinngetreu, zumeist sogar ziemlich wortgetreu zu reproduzieren ist. Wobei man weder auf dem Kothurn angestaubter Sprache einherschreiten, noch auf Turnschuhen lax und leichtfertig durchs Stück latschen muss. Es lohnt sich, sich auf diese große Komödie neu einzulassen, indem man sie wieder mehr von als nach Molière spielt.
Werk aus dem Programm des Theaterverlag