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Der starke Stamm

von Marieluise Fleißer

3D, 9H

UA: 1950, Münchner Kammerspiele, München

"'Der starke Stamm' soll bitte wieder auf die deutschen Bühnen und unters Volk gebracht werden!" (FAZ)

Kaum liegt die Frau von Sattlermeister Bitterwolf unter der Erde, beginnt auch schon der Streit um ihre einstmaligen Besitztümer. Ihre schamlose Schwester Balbina zieht kurzerhand bei dem frischgebackenen Witwer ein und macht ihm Avancen. Mit einem Darlehen verwickelt sie sich und Bitterwolf in dubiose Geschäfte. Sie stellt in den Dörfern Spielautomaten auf, vertreibt pornografische Bilder und organisiert Wallfahrten. Bitterwolf hingegen hat ein Auge auf die Magd Annerl geworfen und enterbt ihr zuliebe seinen Sohn Hubert. Ein reicher Erbonkel setzt Hubert schließlich zu seinem Universalerben ein, und damit werden die Karten für alle Beteiligten neu gemischt.

Mit "Der starke Stamm" schrieb Marieluise Fleißer in der Form des bayerischen Volksstücks eine satirische, bitterböse Sozialkritik über die Habgier und Doppelmoral des Kleinbürgers zu Beginn des "Wirtschafswunders" nach dem Zweiten Weltkrieg.

"Fleißer macht aus ihrer Balbina keine Heldin, aber eine vom Leben beschädigte Frau, die - notgedrungen fuchsschlau geworden - klüger ist als die Männer um sie herum, die sich an ihre hergebrachten Rechte klammern. Das ist aber nur die dürre Schilderung einer Dynamik, die sich scharf in Wortwitz und Wechselrede entfaltet." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2019)

"Eine Komödie vom 'starken Stamm' der bösen, weil vor allem durch Habsucht und Erblust zusammengehaltenen Familien, und zugleich ein schwarzer Schwank vom Aufstieg, Fall und unendlichen Wiederaufstieg einer bayrisch bäurischen Handelsfrau im Kreise nicht so überaus handlungs- und geschäftsfähiger Männer." (Süddeutsche Zeitung, 26.11.1979)

"Marieluise Fleißer hat die mutige Herzlosigkeit und den entkleidenden Blick eines echten, verbindlichen Komödienschreibers. (...) Ein ehrliches, ein starkes Stück, und der herzliche Beifall war wohlverdient." (Münchner Merkur, 09.11.1950)