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In Maries Loft

von Ursula Scheidle
Cinemascope

1D, 1H, 3 Darsteller für weitere Rollen

frei zur UA

Marie hat es in den Augen Leons geschafft. Sie lebt in einem überdimensional großen Loft in einer neuen Siedlung am Stadtrand und hat sogar ein eigenes Gemüsebeet, in welchem sie ihre Biokost züchtet. Sie hat Geld, Unabhängigkeit, ihren eigenen Platz im Leben. Sie hat es geschafft, nämlich sich selbst abzuschaffen und dabei im höchsten Maß erfolgreich zu sein. Es ist ihr gelungen, ihre outgesourcte Arbeit als Programmiererin für hoch entwickelte Fertigteil-Bauteile für Fertigteilhäuser hinter dem Rücken der Firma weiter „auszusourcen“, an Programmierer in China, die nun ihre Arbeit für sie erledigen, für einen Bruchteil ihres Gehalts, womit sie den neoliberalen Unternehmensgedanken ihrer Firma schlicht konsequent weiter gedacht hat. Doch ihr Leben ist leer, eine unbestimmte Blase.
Leon hat es in den Augen Maries geschafft. Er ist ein anerkannter Künstler, seine Arbeit wird gesehen, geschätzt. Dazu ist seine Arbeit sinnvoll, er hatte den Mut, seiner Berufung zu folgen. Allerdings ist er ist hoch verschuldet, kann in seinem Studio nicht mehr produzieren. Sein Kampf gegen die Geldsorgen wird begleitet von seinen Ängsten, seine Dämonen, die ihn immer wieder besuchen.

Marie und Leon treffen sich nach 20 Jahren zum ersten Mal wieder. Damals war es wohl so was wie die große Liebe zwischen ihnen. Aber ist das mit der Liebe nicht nur Fiktion? Eine unbestimmte Sehnsucht nach Vollkommenheit, die immer nur in der Entfernung funktioniert, Bilder im Kopf, die an der Wirklichkeit scheitern müssen? Das Leben ist weitergegangen und hat sich anders entwickelt. Sie sind auseinandergedriftet, haben ein Leben aufgebaut, haben versucht, eigenständig zu werden, sich zu integrieren in einem sinnvollen Dasein. Zwei Menschen auf der Suche nach einer stabilen Komponente in ihrem Leben. Auf der Suche nach einem Halt, den sie weder in den gesellschaftlichen Konventionen finden, noch in ihrer Arbeit, noch in sich selbst. Zwei Menschen auf der Suche nach einer eigenen Biographie, nach Identität. Zeit, um Zwischenbilanz zu ziehen über den eigenen Lebensentwurf.

Das Luxusloft mit Rundumblick wird in dieser Nacht zum Schauplatz von Erinnerungen und Zukunftsvisionen, ein Spukhaus voller Geister und Alpträume der eigenen Projektionen.