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Der große Blöff / Entfernte Kusinen

von Felicia Zeller

6D, 3H

UA: 16.05.2010, Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken

Es ist der Tag der Uraufführung an einem mittelgroßen Stadttheater. Die Autorin Felicia Zeller hat eine in einer DDR-Kommode in Teilen erhaltene Komödie Carl Zuckmayers weiter geschrieben und ergänzt. Die Dramaturgin Gisela Meinbrecht erhofft sich überregionalen Erfolg von diesem "einzigartigen Literaturprojekt". Die Pensionswirtin Hiltrud Heller wird darin doppelt geprellt. Von einer gewieften Frau wird sie um die Einnahmen der Saison betrogen. Von einem erfolglosen Schriftsteller, der sich als Carl Zuckmayer ausgibt, geschwängert. Mit fortschreitender Handlung gewinnen die in die Dialoge eingeschriebenen Subtexte der Figuren die Oberhand. Die Ebenen vor und hinter den Kulissen verschwimmen zusehends. Die Enkelin Carl Zuckmayers Winnie-the-Pooh Zuckmayer betrinkt sich aus Protest gegen die Uraufführung auf offener Bühne und auch bei den anderen werden die Mutmaßungen über die Falschheit des Fragments immer lauter. Davon unberührt bietet ein im Gastraum an die Wand genagelter Heringskönig Kurse in Gedankenfreiheit an.

Selbstironisch erhebt Felicia Zeller in dieser vor Sprachwitz explodierenden Komödie die Vorspiegelung falscher Tatsachen zur einzig möglichen Überlebenspraxis im Kunst- und Kulturbetrieb und nimmt den seit Jahren anhaltenden Run der Stadttheater auf Uraufführungen und spektakuläre Neuentdeckungen auf die Schippe.