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Ich Tasche

von Felicia Zeller
Massenszene

5 Darsteller*innen, Besetzung variabel

UA: 05.10.2003, Theater, Oberhausen

Felicia Zeller hat sich nicht abschrecken lassen von langen Schalterschlangen, einem verwirrenden Preissystem und freiheitsberaubenden Zugbindungen: Sie hat eine mehrwöchige Fahrt mit der Bahn unternommen, um im Zug ein neues Stück zu schreiben.

Herausgekommen ist eine "Massenszene", in der die Autorin Erlebnisse und Aufgeschnapptes zu einer Sprechpartitur überhöht und verdichtet. Der Entstehungsmoment wurde dabei zum Stückprinzip: Reisende beobachten Reisende, die Reisende beobachten. So nimmt man teil an Sitzplatzverteilungskämpfen und Privatsphärenbehauptungen. Ausgeprägte Individuen müssen einander auf engstem Raum aushalten. Trotz aller Bemühungen um Anonymität stellt sich mitunter peinlichste Nähe her. Das schafft Stress und führt zu absurden Verwicklungen. Mitreisende werden für Gepäckstücke gehalten, Sprengstoffgürtel entpuppen sich als Reiseproviant. Unaufhaltsam rast diese Reisegesellschaft auf eine Entgleisung zu ...

Sprache vollzieht sich in "fortschreitenden Alltagsgesprächsschlaufen", so die Autorin. Ihr gesellschaftlicher Befund ist ernüchternd: Wir leben in einem Land, in dem geschichtsvergessene Egoisten mit den Zumutungen des Augenblicks ringen. Manisches Mitteilungsbedürfnis trifft auf sozialen Autismus. Felicia Zellers Humor verspricht Rettung.