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Die Kriegsgefangenen

von Lion Feuchtwanger
Ein Schauspiel in fünf Akten

5D, 6H

Eine Liebe, die nicht sein darf: Mechthild, die Tochter eines preußischen Barons, fühlt sich zu dem französischen Kriegsgefangenen Gaston hingezogen, der als Ingenieur auf dem Gut ihres Vaters arbeitet. Was passiert, falls diese Liebe öffentlich wird, kann Mechthild am Beispiel von Tagelöhnerin Rosa miterleben: Verstoßen und verachtet bleibt sie allein zurück, schwanger von einem Kriegsgefangenen. Doch zu groß ist die Verlockung des Verbotenen. Mechthild lässt sich auf Gaston ein, eigentlich bereits dem Offizier Rudolf versprochen, der aus dem Krieg noch nicht zurückgekehrt ist. Doch als dieser endlich nach Hause kommt und sich auf seine Geliebte freut, ist diese abweisend und erzählt ihm schließlich ehrlich von ihrer Liebe zu Gaston. Als beim Kanalbau, an dem auch Gaston beteiligt ist, etwas schief läuft, wird er der Sabotage verdächtigt und von Rudolf auf der Flucht erschossen.

Während im Krieg der Hass auf den Feind immer mehr geschürt wird, versucht Feuchtwanger in Die Kriegsgefangenen eine Vermittlung zwischen den Völkern. Schon in den ersten Kriegswochen und während seiner Militärdienstzeit übersetzt er Die Perser von Aischylos. Der griechische Dichter verfällt nicht in ruhmreiche Schilderungen des Sieges der Griechen über die Perser. Im Gegenteil, er nimmt die Position des Geschlagenen ein, der nun seine Niederlage verarbeiten muss. Feuchtwangers Nachdichtung wurde allerdings grundlegend missverstanden. Die Kritiker sahen nicht die Deutschen in der Rolle der Perser, sondern die Engländer und Franzosen. Sein 1917 entstandenes Werk Die Kriegsgefangenen zeigt hingegen ohne Umschweife seinen Ekel an der Mentalität des Krieges und wird sofort verboten. Mitten im Krieg setzt sich Feuchtwanger für die Völkerverständigung ein, er entlarvt in seinem modernen Romeo-und-Julia-Stück schonungslos die Gräuel des Krieges, die deutschnationalistische Selbstgerechtigkeit und Engstirnigkeit. Nach dem Krieg war es das erste literarische Werk aus Deutschland, das in Frankreich publiziert wurde, im "Le Journal du Peuple".