Junges Theater: Klassiker/Mythen neu gedacht

Inszenierungsfoto "Ich, Ikarus"
© Burgtheater, Wien / Karolina Miernik

 

Klassiker sind bis heute Teil unseres Wertekanons, setzen jedoch gewisse Sprachkompetenzen und Seherfahrungen voraus. Damit das Theater nicht zu einer "Literaturentwöhnungsinstitution" (Peter Michalzik) wird, haben folgende Autor:innen bekannten und beliebten Stoffen einen neuen Anstrich verpasst.

Anja Hilling übersetzt in was innen geht Ovids "Metamorphosen" in die Lebensrealität eines 14-Jährigen, der sich vor seiner gewalttätigen Umwelt zu schützen veruscht: Sein Zufluchtsort ist der Wald in seinem Kopf, seine Rettung die Metamorphosen. Er verwandelt seine Haut, in der er leben muss, wird zu Bäumen, Blumen, Licht und Wasser.

Angelehnt an Schnitzlers Monolog, verortet Thomas Arzt seine Heldin Else (ohne Fräulein) ganz in der Gegenwart. Elses Sichtweise bildet dabei das Zentrum eines mehrstimmigen Gedankenstroms, in dem sich jugendliches Begehren, die Suche nach Anerkennung und Auflehnung gegen gesellschaftliche Konventionen Bahn brechen.

In Ich, Ikarus, das 2019 für dem Mülheimer KinderStückePreis nominiert wurde, betrachtet Oliver Schmaering den mythologischen Stoff neu und erzählt einem jungen Publikum vom Willen zur Freiheit: von dem Weg hinaus aus dem Gefängnis, weg von der Mitte, hinein ins Eigene, ins Extreme.

Mathias Spaan versetzt in Die Nibelungen die mittelalterliche Heldensage auf einen Parkplatz der Neuzeit: Siegfried der Drachentöter liegt tot im Kofferraum eines Autos. Was davor geschah, wird in Form einer Rückblende erzählt. Mit leichter, ironischer Kritik wird dabei der Mythos aktualisiert und Hebbels Sprache lässig ins Heute geholt.

29.03.2023

Stücke zu dieser Nachricht:
was innen geht
was innen geht
Ich, Ikarus
Else (ohne Fräulein)
Else (ohne Fräulein)
Die Nibelungen

Autoren zu dieser Nachricht:
Spaan, Mathias
Schmaering, Oliver
Hilling, Anja
Arzt, Thomas