www.felix-bloch-erben.de

Der gute Deutsche

(The Good German)
von David Wiltse

Deutsch von Friederike Meltendorf
1D, 3H

frei zur DSE

1943/44. Professor Karl Vogel lebt mit seiner Frau Gretel in einer deutschen Großstadt. Eines Tages kommt Gretel in Begleitung eines Mannes nach Hause. Sie erzählt ihrem Mann, Braun sei ihr Vetter, der bei einem Brandanschlag Frau, Kinder und sein gesamtes Hab und Gut verloren hat. Karl ist strikt dagegen, Braun in seinem Haus Unterschlupf zu gewähren, erst recht, als ihm seine Frau eröffnet, dass er Jude ist. Letztlich erklärt er sich aber ihr zuliebe bereit, Braun für eine Weile zu beherbergen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Braun sein Diener wird. Eines Tages wird Gretel bei einer illegalen Versammlung aufgegriffen und auf der Flucht erschossen. Die beiden Männer müssen sich von nun an zu zweit arrangieren. Es vergehen Jahre, in denen sie immer mehr über einander erfahren und Geheimnisse ans Licht kommen. Doch dann kommen die Alliierten näher, die Niederlage ist unausweichlich, zugleich werden die antisemitischen Razzien immer heftiger. Braun soll hingerichtet werden, so auch Karl, den man als "Judenfreund" bezeichnet. Braun wagt eine Flucht, Karl wartet stillschweigend auf den Untergang.

David Wiltse ist ein bemerkenswertes, spannendes, rührendes, scharfsinniges Stück gelungen. Anhand einer fiktiven, geschickt konstruierten Geschichte über Täter, Opfer und Mitläufer des Dritten Reiches gelingt ihm weit mehr als nur ein Stück über die Nazizeit. Den Autor interessiert die Frage, wie es sein kann, dass aus ganz normalen Menschen Dulder oder gar Vollstrecker eines Genozids werden können. Wiltse gelingt es, den Wandel anhand sehr genau charakterisierter und differenzierter Menschen aufzuzeigen, ohne dabei seine Figuren zu verraten, zu idealisieren oder zu verteufeln.