von Anja Hilling
3D, 3H
UA: 16.03.2006, Burgtheater, Wien
Amalthea und Manuel sind vom Blitz getroffen worden. In diesem Gewitter
im Mai 1983. Seitdem tragen beide ein Blitzmal auf ihrem Rücken. 24
Jahre später begegnen sie sich das erste Mal. Sie sind beide in ein
Dorf geraten am Fuße eines Berges. Das Dorf heißt Bulbus.
Manuel ist hier, um eine Reportage zu schreiben für ein Heimatmagazin.
Amalthea ist hier, weil sie einem Traum folgt. In Bulbus treffen sie
auf die Figuren ihrer Vergangenheit. Die Einwohner des Dorfes. Jutta
Schratz, der alte Markidis, Albert Ross und Rosa Landen. Aber hier im
Dorf ist die Vergangenheit tot.
Das Leben in Bulbus nimmt einen trägen Lauf. Hier zu sein ist schöner
als nicht hier zu sein. Es ist Winter hier, aber niemals kalt. Der
Schlaf ist ruhig. Krankheit ist ein Fremdwort hier und Ärzte
Fabelwesen. Die Bewohner von Bulbus muss man sich als einfache Menschen
vorstellen. Sie streiten über das Geschäft, das Wetter, die Hühner.
Über sich selbst sprechen sie nie. Abends treffen sie sich zum Spiel
auf der Eisstockbahn.
Die Ankunft von Amalthea und Manuel stiftet Unruhe im Dorf. So lange
ist keiner mehr hier gewesen. Der Busverkehr wurde vor Jahren
eingestellt.
Amalthea holt sich einen Kälteschock unter der Dusche von Albert Ross,
dem Pensionsbesitzer. Manuel trägt sie in ihr Zimmer und entdeckt ihr
Mal auf dem Rücken. Er beginnt ihr Geschichten zu erzählen, versucht
sie zu wärmen. Sie lieben sich. Eigentlich schon immer. Aber Amalthea
wacht nicht auf. Beide verschwinden im Eis. Im Dorf ist nichts wie es
war.
Der alte Markidis verliert seine Hände. Albert Ross vergisst zu atmen.
Rosa Landen küsst seine toten Lippen. Und Jutta Schratz beginnt zu
frieren. Krankheit, Tod. Liebe und Schuld sind nach Bulbus gekommen.
Auf der Eisstockbahn spielen die Bewohner des Dorfes ein letztes Spiel.
Es geht um alles. Bulbus ist noch nicht verloren.