Amir Gudarzi wird Hausautor am Nationaltheater Mannheim
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"Polnische Hochzeit" (Beer / Grünwald / Löhner-Beda)
Julia Huebner inszeniert an der Staatsoperette, Dresden Joseph Beers Operette...
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Schauspiel: Klasse – Milieu – Herkunft
Woher ein Mensch kommt und welche Chancen er im Leben hat: Die Diskurse um...
Rückblick: "Tom Sawyer" an der Komischen Oper Berlin
Am 18.02. erlebte die Oper Tom Sawyer (Libretto von John von Düffel, Musik...
Junges Theater: Klasse – Milieu – Herkunft
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Rückblick: "Pirsch" von Ivana Sokola am Deutschen Theater Göttingen
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Walter Jens zum 100. Geburtstag: "Universelles Wissen und Brillanz der Sprache"
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"Der fabelhafte Die" von Sergej Gößner x 3
Das Stück Der fabelhafte Die von Sergej Gößner hatte im Februar an drei...
Calixto Bieito inszeniert "Cabaret" am Schauspiel Stuttgart
Calixto Bieito inszeniert Cabaret am Schauspiel Stuttgart – die Premiere ist...
DSE: "Das Mädchen Wadjda" am Westfälischen Landestheater
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"Wenn soziale Wärme nicht bloß ein geflügeltes Wort wäre" – POLAR von Sokola//Spreter in Wien
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UA: "Wunsch und Widerstand" von Thomas Arzt
Am 11. Februar war am Vorarlberger Landestheater Bregenz die Uraufführung von...
Grenzgänge: Junge Stücke für mehr Solidarität
1992, 1994, 2001, 2003, 2015, 2022: Anlässe und Gründe, warum Menschen ihre...
"Peter Pan" (Robert Wilson / CocoRosie) am Stadttheater Ingolstadt
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DSE: "Und alles" von Gwendoline Soublin am Theater Konstanz
Am 12. Januar feiert Und alles von Gwendoline Soublin, in der Übersetzung von...
![]() | Dürrenmatt, Friedrich |
Friedrich Dürrenmatt zählt mit seinen nahezu 30 Stücken zu den bedeutendsten Schweizer
Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Vor allem in den 50er und 60er Jahren
feierte er mit Stücken wie Der Besuch der alten Dame oder Die Physiker
Triumphe. Daneben entstanden zahlreiche theatertheoretische Schriften
und ein beachtliches erzählerisches, häufig in Justiz- und
Kriminalmilieu angesiedeltes Werk.
Der als Sohn eines protestantischen Pfarrers 1921 in
Konolfingen bei Bern geborene Dürrenmatt studierte zunächst
Germanistik, Philosophie und Naturwissenschaften und wollte Maler
werden ehe er sich 1945 endgültig dem Schreiben zuwandte. Interesse für
aktuelle gesellschaftspolitische Fragen wie die
Wirtschaftswundermentalität oder das atomare Wettrüsten prägte sein
Werk trotz mythologischer und historischer Stoffe bis ins hohe Alter,
wobei ihn seine pessimistische Weltsicht an der Veränderbarkeit der
Verhältnisse eher zweifeln ließ. So bleibt seines Erachtens nach nur
die Komödie mit all ihren Zufälligkeiten und Verzerrungen die einzig
vertretbare Form der Darstellung einer undurchschaubaren Welt, in der
das Individuum seine Machtlosigkeit erlebt.
Nachdem zwischen 1952 und 1962 seine wichtigsten Dramen
entstanden waren, war Dürrenmatt danach als Regisseur und
Direktionsmitglied am Basler Theater (1967 – '69) und als Berater des
Zürcher Schauspielhauses (1970 – '72) tätig und bearbeitete Stücke u.a.
von Shakespeare, Lessing, Büchner und Strindberg.
Ende der 80er Jahre zog sich Dürrenmatt nach heftiger kulturpolitischer Polemik vom Theater zurück.
Wenige Jahre später starb er am 14. Dezember 1990 in Neuenburg.
Eine tragische Komödie
6D, 28H
UA: 29.01.1956, Schauspielhaus Zürich
Hinweis: Dieses Theaterstück ist im Buchhandel erschienen (Verlag: Diogenes). Sie können es dort bzw. als eBook erwerben.
Wichtige Expresszüge halten hier längst nicht mehr, selbst Personenzüge nur noch zweimal am Tag, den Bürgern bleibt nicht mehr als die Zugluft der Vorbeirasenden. Besitztümer wurden gepfändet, einige leben von der Suppenküche, alle beklagen sie den Niedergang ihres Städtchens Güllen, das einst als eine der ersten Kulturstädte Europas gegolten haben soll. Höchste Zeit, dass die Milliardärin, wiedergefundenes Kind ihrer Heimat, ankommt, um das kleine Städtchen wieder aufzurichten. An ihrer Bereitschaft zweifelt keiner, zu ihren Ehren wird die Stadtmusik auf dem Marktplatz spielen und der Turnverein eine Pyramide bilden. Nur zur nächtlichen Beleuchtung des Münsters fehlt bedauerlicherweise das Geld.
Alfred Ill, beliebtester Bürger der Stadt und altvertraut mit Claire Zachanassian, ehemalige Kläri Wäscher, soll seine Jugendliebe persönlich und zartfühlend um die benötigten Millionen für das verarmte Städtchen bitten. In seiner Willkommens-Rede preist der Bürgermeister die Zachanassian als barmherzig, wohltätig und gerechtigkeitsliebend, die Bürger im Saal jubeln. Claire verspricht, der Stadt und den Bürgern eine Milliarde zu schenken, geknüpft an die Bedingung, ihr Ill tot auszuliefern. "Lieber arm als blutbefleckt" ist sich der Bürgermeister gewiss, er lehnt das Angebot im Namen der Stadt ab. Güllens Bürger jedoch, sich des Geldes bereits sicher, kaufen auf Pump kräftig ein, endlich geht es aufwärts! Schleichend und grausig ereilt Ill die Gewissheit, dass die Gier seiner Mitbürger sein Schicksal besiegeln wird. Ill hatte sich einst an Claire schuldig gemacht, indem er die Vaterschaft des mit ihr unehelich gezeugten Kindes leugnete und Zeugen vor Gericht bestochen hatte. Nun muss er sich dem Urteil der Gemeindeversammlung stellen. Nicht des Geldes, sondern der Gerechtigkeit wegen wird sein Tod beschlossen und im dunkeln Saal vollzogen.
Den Stoff zu seinem meistgespielten Stück Der Besuch der alten Dame entwickelte Dürrenmatt zunächst in seiner Novelle "Mondfinsternis". Als auf täglichen Zugfahrten zu seiner Frau Lotti ins Spital von Neuchâtel nach Bern der Zug immer auch in Ins und Kerzers hielt und Dürrenmatt gezwungen war, die beiden kleinen, trostlosen Bahnhöfe zu betrachten, kam ihm der Bühneneinfall zur ersten Szene. Den Novellenstoff arbeitete er daraufhin in das komplexe Drama über die moralische Korrumpierbarkeit einer verlogenen Gemeinschaft um. Mit Der Besuch der alten Dame gelang dem Schriftsteller Dürrenmatt endgültig der internationale Durchbruch.
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