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Drachenherz – Kein Platz für Helden

von Wolfgang Böhmer, Peter Lund
Musical
Musik von Wolfgang Böhmer
Text von Peter Lund

2D, 7H
Orchesterbesetzung: Git I, Git II, E.Vlc, E.B, Dr, Key, Kl

UA: 02.03.2019, Städtische Theater, Chemnitz

In Deutschhagen hängen die Erziehungsberechtigten schlaff vor der Glotze, während der Nachwuchs die Stadt terrorisiert. Günni ist der Boss einer testosteronlastigen Jugendgang, zu der der charismatische Fred stößt. Fred avanciert direkt zum Chefliebling, macht Günnis Schwester Jenny schöne Augen. Das geht Hagen, der eigentlichen Nummer zwei, mächtig gegen den Strich. Und dann ist Fred plötzlich tot. Hagen tut alles, um den Mord dem Asylbewerber Woda in die Schuhe zu schieben.

Peter Lund verlegt in Drachenherz die Siegfried-Sage in eine mitteldeutsche Kleinstadt. Ein Schauermärchen aus der Provinz, in dem es neben Liebe, Ehre, Treue und Toleranz auch um diktiertes Mittelmaß und die Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation geht. Was soll das heutzutage eigentlich sein: "echte Helden"?

Wolfgang Böhmer gestaltet eine hochindividualisierte Klangwelt, die der Erzählung eine zusätzliche Dimension verleiht: Die ständig von Aggression und Selbstbehauptung getriebenen Halbstarken machen Druck mit Steampunk, Ska und Rock. Brüning (alias Brünhilde) findet ihren Ausdruck in düsteren, rockigen Balladen, Woda in ethnoarchaischen Klängen. Über allem erklingt der Nibelungenmythos in dunklem Hardrock.

"Drachenherz ist brandaktuell. Weil es von Ausgrenzung, Ausländerhass und Gewalt handelt. (…) Die Analogien zur Nibelungen-Saga um Siegfried, Brünhild & Co., dem deutschen Nationalepos schlechthin, liegen auf der Hand. Die Nibelungen aber nicht als Helden-Sippe, die trotzig bis zum Untergang zusammenhält (,Kein Platz für Helden‘ lautet schon der Untertitel der Produktion), sondern als vorlaute Jungs von der Straße: Das ist eine gehörige Provokation." Berliner Morgenpost

"Die junge Besetzung brilliert in akrobatischen Tanzszenen, wirkt authentisch in ihren Frotzeleien und gibt dabei der Erzählung eine solche Leichtigkeit, dass der Zuschauer die Katastrophe kaum kommen sieht. Ein Stück wie ein schlechter Traum, nach dem ein schales Gefühl zurückbleibt: Wie konnte das alles bloß passieren?" Berliner Woche