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Schamparadies

von Sina Ahlers
von Sina Ahlers

4D, 1H

UA: 28.11.2025, Staatstheater, Kassel

Sina Ahlers war mit diesem Stück für den Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2020 nominiert und erhielt einen der Autor*innenpreise.

In einem Mietshaus am Kanal, außerhalb der Stadt, wohnen Mutter und Tochter. Die Mieten steigen und auch auf alle weiteren Krisen und Konflikte reagiert die Mutter mit Schweigen und Starrsinn. Anstatt sich ihren Ängsten und Traumata zu stellen, drängt sie ihre Tochter Vera ebenfalls in eine quälende Sprachlosigkeit. Die steigende Verzweiflung treibt jene jedoch auf die andere Seite des Kanals. Dort ist die Welt eine andere. Es riecht nach Körpern, es wuchert, ist Abseits. Hier sorgen zwei Furien dafür, dass die Scham einen festen Platz bekommt. Sie greifen gesellschaftliche Tabus an und prügeln persönliche Abgründe heraus – eine wahnsinnig befreiende Utopie. Käme es nicht zu diesem einen Übergriff.

Sina Ahlers seziert die menschliche Psyche. Mal entlarvend humoristisch, mal schmerzhaft radikal, befragt sie Status und Körper. In einer ganz eigenen Formsprache, die zwischen Realismus und Expressionismus changiert, legt sie den schmalen Grat zwischen Scham, Intimität und Missbrauch offen.

Aus der Jurybegründung des Heidelberger Stückemarkts:
"Ohnehin sind ihre Sätze verwunderlich geschnitzte Sprachgebilde, in denen lakonische Prosa und lyrische Wut aufeinanderprallen, so dass alles verbogen und verbeult ist. Ganz stark erinnert das an eine fast Vergessene, an Marieluise Fleißer in einer Millennial-Edition. Knallhart mischt Sina Ahlers Realismus und Expressionismus, Bildhaftes mit unfertiger Direktheit."