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Die Kaperer

von Philipp Löhle

1D, 2H

UA: 20.03.2008, Schauspielhaus, Wien

Mörchen hat das perfekte Haus gebaut. Es wird die Menschheit vor Hochwasser schützen und kommt ganz autark ohne Fremdenergie aus. Das Haus ist unsere einzige Hoffnung. Davon muss jetzt nur noch der Rest der Welt überzeugt werden. Eigentlich sieht es gut aus für Mörchen: Der Prototyp steht, er ist mit Frau und neugeborenem Kind bereits eingezogen und die ersten Investoren interessieren sich für das Projekt. Andererseits fehlt noch der Praxistest, von Hochwasser ist im wärmsten April seit Menschengedenken nichts zu sehen und auch die hermetisch verschlossene Außenhaut funktioniert noch nicht fehlerfrei. Doch möglicherweise sind technische Mängel nicht Mörchens einziges Problem. Seine Frau und seine Freunde nehmen plötzlich merkwürdige Seiten an ihm wahr. Arbeitet er zu viel, holt ihn seine Familiengeschichte ein, denkt er gar an Selbstmord? Immer tiefer wird Mörchen in die Rolle des störrischen Märtyrers gedrängt, der allen Problemen trotzt - oder hat er sich diese Rolle selbst ausgesucht, weil er keinen anderen Ausweg sieht? Als der Regen dann endlich einsetzt, hat sich der leichte Komödienton längst in eine bitterböse Satire verwandet.

Der Held des Stücks von Philipp Löhle ist in gewisser Weise mit dem Protagonisten aus "Genannt Gospodin" verwandt. Wieder handelt es sich um einen Einzelgänger, der die Veränderung der Verhältnisse für eine bessere (Um-)Welt anstrebt. Mörchen ist ein Macher, ein Bastler, der die Zukunft in die Hand nimmt und so lange daran rumfummelt, bis der steigende Meeresspiegel kein Problem mehr darstellt. Wie erscheint ein solcher Weltverbesserer dem Rest Welt? Als Spinner, Märtyrer, Revolutionär? In jedem Fall wird er für uns untergehen.