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Wo ist Emilia G.?

von Volker Schmidt
frei nach Gotthold Ephraim Lessing
nach einer Idee von Maximilian Löwenstein

4D, 3H

UA: 16.10.2020, Staatstheater, Darmstadt

Was ist denn da passiert? Revolution am Staatstheater? Dabei war doch alles so gut gemeint. Das Theater will relevant, jünger und weltoffener erscheinen und deshalb soll die Rolle der Emilia in Lessings Klassiker mit gleich drei migrantischen Jugendlichen besetzt werden. Mit Mühe gelingt es, die überraschend eigensinnigen jungen Frauen aus den sogenannten kulturfernen Problemvierteln ins Theater zu holen – doch die durchschauen schnell, dass sie nur ein Feigenblatt für einen Betrieb sein sollen, der noch immer von dysfunktionalen, patriarchalen Strukturen geprägt ist und mischen das Theater kräftig auf.

Volker Schmidt untersucht gemeinsam mit Akteur*innen innerhalb und außerhalb des Theaters selbstkritisch die Strukturen von Kunstproduktion, indem er die Handlung von „Emilia Galotti“ mit viel Witz und Ironie sehr frei auf den Theaterbetrieb überträgt. Lessings großartige Abrechnung mit einer moralisch verkommenen herrschenden Klasse spiegelt dabei auch die aktuellen Kämpfe um Deutungshoheit, insbesondere die Macht darüber zu sagen, was denn normal und erzählenswert ist – oder wer zur Abwechslung vielleicht auch mal zu Wort kommen sollte.