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![]() | Lollike, Christian | |
Foto: Anders Heinrichsen |
Christian Lollike, Jahrgang 1973, arbeitete als Regieassistent von Miguel Rubio am Yayachakani Theater in Lima, Peru, und ist Gründungsmitglied von "The Sheriff", einer Gruppe, die dem vorhersehbaren Theater den Kampf angesagt hat. 2001 schloss er sein Studium des Szenischen Schreibens am Theater Aarhus ab. Lollike schreibt Hörspiele, Drehbücher und mehrere Theaterstücke, die er zum Teil selbst inszeniert.
Sein erstes abendfüllendes Theaterstück Verzeihung, ihr Alten, wo finde ich Zeit, Liebe und ansteckenden Irrsinn? wurde 2003 am Stadttheater Boras, Schweden, uraufgeführt. 2004 folgte die Uraufführung seines Stückes Sexy Sally (Dom over skrig) am Katapult-Theater in Aarhus (Dänemark).
In Deutschland wurden mehrere seiner Stücke uraufgeführt, u.a. 2005 "Dogville" nach Lars von Trier am Staatstheater Stuttgart, Nathan (ohne Titel) am Schauspiel Leipzig und 2008 Cosmic Fear oder Der Tag, an dem Brad Pitt Paranoia bekam am Maxim Gorki Theater, Berlin.
Von 2005 bis 2010 arbeitete Lollike als Hausautor und Regisseur am Theater Aarhus. Seit 2010 ist er Künstlerischer Leiter des CaféTeatret in Kopenhagen, das sich jüngst in Sort / Hvid umbenannte.
Christian Lollike wurde mehrfach ausgezeichnet: 2005 erhielt er den Preis der dänischen Theaterzeitschrift Teater1. Die dänische Hörspielproduktion seines Stücks Das Wunderwerk oder The RE-Mohammed-TY Show bekam 2006 den Prix Europa als bestes Hörspiel(Denmarks Radio; Regie: Daniel Wedel). Im Mai 2013 wurden Christian Lollike und CaféTeatret gleich in drei Kategorien bei der dänischen Reumert-Verleihung ausgezeichnet: Dramatiker des Jahres für Der fremde Blick oder Der Schacht, „Cookies Factory“ und „Manifesto 2083“. Der fremde Blick oder Der Schacht wurde zudem als bestes Theaterstück prämiert. „Manifesto 2083“, das sich mit dem Massenmörder Anders Breivik auseinandersetzt, erhielt den Spezialpreis der Jury. Es wurde außerdem zum Festival „Neue Stücke aus Europa“ eingeladen.
(Underværket eller The RE-Mohammed-TY Show)
Idee und Dramaturgie: Solveig Gade und Christian Lollike
Text: Christian Lollike
Deutsch von Gabriele Haefs
9 Darsteller (Mehrfachbes. mögl., mind. 4 Darsteller)
UA: 07.04.2005, Odsherred Theater Nykøbing Sj.
DSE: 22.06.2007, Badisches Staatstheater Karlsruhe
Wenn die Wirklichkeit ohnehin die Plots der großen Hollywoodproduktionen nur billig plagiiert, warum erhebt man dann nicht tatsächliche Katastrophen zu Kunstwerken mit wechselndem Marktwert?
Im ersten Teil von Das Wunderwerk - The RE-Mohammed-TY Show wird die Theorie dieses Gedanken durchgespielt, im zweiten Teil die Praxis. Der dritte Teil entzieht sich jeder Kategorisierung.
A, B, C und D führen eine zynische Diskussion über das größte Kunstwerk des 21. Jahrhunderts. Echt müsse es sein, an erster Stelle echt, um die Realität zu sprengen und das abgestumpfte Publikum zu erschüttern. A spricht sich für das Wunderwerk DIE ZWEI TÜRME aus, die Terroranschläge vom 11. September, B plädiert für die Hungersnot in der Dritten Welt: NEVERENDING AFRICA. Andere Katastrophen wie der Völkermord in Ruanda oder das Massaker in einer Schule in Beslan fallen als Kunstwerke durch – zu geringes Medieninteresse, kaum vorhandene Identifikation des Publikums, stümperhafte Vermarktung. A-Ds Beitrag zum Kunstwerk DIE FREMDEN: kurze Szenen aus dem "Kanakentheater".
Auch W, X, Y und Z spielen. Sie sind ein Terrorist aus dem American Airlines Flight 11, die Witwe eines New Yorker Feuerwehrmanns, eine geschändete Tutsi, ein Kind aus der Schule in Beslan. Jeder von ihnen ist Teil eines Kunstwerks, das zu groß ist, als dass es sich begreifen ließe. Nur W weiß, was ihm unmittelbar bevorsteht: Erst wird er töten, dann wird er sterben.
M, das dunkle Zentrum des Stücks, hält den Schlussmonolog. M steht für Mohammed. Mohammed Atta.
Das Wunderwerk - The RE-Mohammed-TY Show wurde in Christian Lollikes Heimat Dänemark als Meisterwerk gefeiert und war gleichzeitig Anlass für kontroverse öffentliche Diskussionen. Thematisch hochbrisant, mit schwarzem Humor und sprachlich versiert wirft es ein Schlaglicht auf den Komplex von Kunst, Glauben und Terror. Nicht selten strapaziert Lollike dabei souverän Grenzen des guten Geschmacks und der Political Correctness – um zu verblüffenden und verstörenden Erkenntnissen zum Zustand unserer Zeit zu kommen.
Ist der erste Teil seines Stücks ein wildes, bei aller Schonungslosigkeit feinsinniges Gedankenspiel um Kunst und Wirklichkeit, kommt im zweiten Teil am Beispiel vierer Schicksale die Verwundbarkeit und Hilflosigkeit des Menschen im Angesicht des Terrors zum Tragen. Diese Geschichten sind Geschichten des Grauens – und doch stellen sich immer wieder Momente von anrührender Zartheit ein.
Das letzte Wort hat die Angst. Und wie alles, was die Menschheit in ihrer Existenz bedroht, entstammt sie ihrer Mitte.