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Herzlich willkommen, Yasmina Reza!
"Yasmina Reza spießt die Klischees auf, die Tics, die Gewissheiten. Sie...

UA: "Totenüberlebung" von Jona Spreter an den Münchner Kammerspielen
Am 15.5. ist die Uraufführung von Totenüberlebung an den Münchner...

Arad Dabiri gewinnt den Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2024
Der Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarkts geht in diesem Jahr an...

"Ein lustvolles Loblied auf die Operette": "Doktor Ox" Premiere am Theater Münster
Am 04.05. feierte die fantastische Operette Doktor Ox von Jacques Offenbach...

Paul Abraham Preis 2024 wird an Susanne Lütje und Anne X. Weber verliehen
Am 07.05. findet im Kranfoyer der Dresdener Staatsoperette die diesjährige...

Rückblick: "Die Staatsoperette Dresden verführt mit Clivia ins Reich der Illusion"
Am 13.04. feierte die Operette Clivia in der Inszenierung von Peter Lund und...

"Die Spielzeugbande" - Neues Hörspiel von Clara Leinemann beim WDR
Seit dem 13.04.2024 ist Die Spielzeugbande, das diebische Hörspiel für Kinder...

UA: "Wildbestand oder on einer, die auszog, eine Zukunft zu finden"
Am 21. April feiert Wildbestand oder Von einer, die auszog, eine Zukunft zu...

Madame Nielsen erhält Wolfgang-Koeppen-Preis 2024
Der mit 5.000 Euro dotierte Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur der...

US-Erstaufführung von Olivier Garofalos "Warte nicht auf den Marlboro-Mann"
Am 12. April war die US-amerikanische Erstaufführung von Warte nicht auf den...

Leonhard-Frank-Stipendium 2024 für Annika Henrich
Annika Henrich erhält das Leonhard-Frank-Stipendium 2024. Mit dem Stipendium...


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Aktuelle Premierenberichte
Bild von Philipp LöhleLöhle, Philipp

Geboren 1978 in Ravensburg. Studium der Geschichte, Theater- und Medienwissenschaft und deutschen Literatur in Erlangen und Rom. Erste Theaterstücke entstanden noch während des Studiums. Außerdem journalistische und filmische Arbeiten (Kurzfilme, Dokumentarfilme, Praktika). Für sein Stück Genannt Gospodin wurde der Autor mit dem Förderpreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ausgezeichnet. 2007 gewann Philipp Löhle den Werkauftrag des Theatertreffen-Stückemarktes, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung. Lilly Link oder Schwere Zeiten für die Rev... wurde 2008 mit dem Jurypreis des Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet. Er war mehrfach für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert: 2008 für Genannt Gospodin, 2012 für Das Ding, das mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, und 2014 für Du (Normen). Alle genannten Stücke sind im Programm des Rowohlt Theater Verlags. Philipp Löhle war Hausautor am Maxim Gorki Theater in Berlin, am Nationaltheater Mannheim und am Staatstheater Mainz. Seit der Spielzeit 2019/20 ist er Hausautor am Staatstheater Nürnberg.

 

Du (Norma)

Besetzung variabel
UA: 02.11.2016, Nationaltheater Mannheim

Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern ist eine Illusion das verdeutlicht Philipp Löhle anschaulich am Beispiel seiner Titelfigur. Auf "Du (Normen)", uraufgeführt 2013 am Nationaltheater Mannheim, folgt nun der zweite Teil der "Dulogie". Und der Unterschied zwischen den beiden "Du's" könnte krasser nicht sein. Während Normen mit viel Glück, wenig Aufwand und einigem quasi-kriminellen Geschick durchs Leben segelte, wird Norma früh in ihrer Biographie vom Leben übel mitgespielt. Gemobbt, benachteiligt oder aus zweifelhaften Motiven verführt, von ihrem Bruder ausgenutzt und von den Eltern nicht gefördert: Der Autor erspart seiner Hauptfigur bzw. uns wenig. Aber schließlich, vielleicht viel zu spät, begehrt die Protagonistin auf und wendet sich gegen das Schicksal - und gegen denjenigen, der ihre Geschichte schreibt. Denn das Stück ist auch ein hintersinniges dramatisches Spiel. Was sich zunächst als Regieanweisungen ausnimmt, entpuppt sich zunehmend als auktorialer und autoritärer Erzähltext, den Norma nicht mehr ungefragt hinnehmen kann, wenn sie überleben will.

Die drastische Zuspitzung einer Biographie ist, wie ein Blick auf die Statistiken der europäischen Agentur für Grundrechte zeigt, nicht weit von der bitteren Realität entfernt: Jede dritte Frau in der EU ist körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Mit Du (Norma) ist die Hoffnung verbunden, dass eine Figur den (männlichen) Text hinterfragen kann, dass ein bewusster Ausstieg aus vorgegebenen (Gewalt-)Strukturen möglich ist.

Du (Normen)